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Ein Medizintechniker für Kibosho Hospital 194

Update Oktober 2019

Ein Gespräch mit Frank Weithöner, seit zwei Jahren aktiv im Kibosho Hospital:

Bessere Krankenhäuser durch funktionierende Geräte

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in Entwicklungsländern die Hälfte aller medizinischen Geräte in Krankenhäuser nicht funktionsfähig. In Tansania sind es in staatlichen Krankenhäu­sern sogar bis zu 80%. Damit dies nicht so bleibt, hat der Medizintechniker Frank Weithöner in einem Krankenhaus am Fuße des Kilimanjaro einen Reparaturservice aufgebaut.

Frank Weithöner steht am Messplatz in der Krankenhauswerkstatt und kontrolliert den Einbau der Elektronikplatine eines Überwachungsmonitors. Es ist der Arbeitsplatz von Diana Tairo, eine der beiden Elektrotechniker, die der Deutsche zu Reparaturtechniker von medizinischen Geräten weiterbildet. Den Überwachungsmonitor haben die beiden heute Morgen aus dem OP des Krankenhauses geholt. Die Anzeigen für Herzfrequenz, Blut­druck und Sauerstoffsättigung funktionierten nicht. Diana hat be­reits das Gerät auseinander gebaut und mithilfe des Deutschen Technikers ein defektes Bauteil in der Stromversorgung gefunden. Nun kontrolliert Frank Weithöner die Arbeit der jungen Frau.

Seit zwei Jahren ist Frank Weithöner vor Ort. Am Anfang gab es noch keine Werkstatt, die musste erst noch aufgebaut und eingerichtet werden. „Das war nicht ganz einfach, da weder Werkzeuge, Messgeräte, ja nicht einmal ein Raum zur Verfügung stand“, berich­tet der Deutsche, „aber mit Unterstützung der engagierten Deut­schen NGO Aktionskreiskreis Ostafrika (AKO) wurden schnell Wände in einem Neubau eingezogen, Regale gebaut und Werkzeuge orga­nisiert“, fährt er fort. „Klar, wir müssten noch das ein oder andere Prüfgerät haben um wirklich alle Geräte im Krankenhaus zu tes­ten und zu reparieren, aber wir haben schon jetzt eine super Werkstatt, vielleicht sogar die beste in ganz Tansania“, meint Frank Weithöner lächelnd.
Inzwischen ist der Überwachungsmonitor wieder zusammengebaut. Die beiden führen nun noch einige Tests durch und werden das Gerät anschließend wieder in den OP zurückbringen. Dort sind die Techniker gerne gesehen, denn auch heute mussten keine Operationen abgesagt oder Patienten nach Hause geschickt werden.

Im Gegensatz zu Deutschland, wo Medizintechniker auf bestimmte Geräte spezialisiert sind, müs­sen Techniker in Entwicklungsländern alles repa­rieren, vom Blutdruckmessgerät bis zur Röntgen­anlage, vom Labormikroskop zum Zahnarztstuhl. „Das ist wirklich ein Riesenproblem für die hiesi­gen Techniker, die in der Regel ’nur‘ eine Ausbil­dung zum Elektriker haben. Die haben nie Geräte in ihrer Ausbildung repariert, elektronische sowieso nicht und medizinischen Geräte schon gar nicht“, erklärt der Entwicklungshelfer. „Neben mangelnder Ausbildung haben wir das Problem, dass kein Geld für Werkzeuge und Messgeräte, ja meist noch nicht einmal für Ersatzteile vorhanden ist. Da kann die Bewilligung für den Kauf eines Transistors für 2 $ schon einmal ein Vierteljahr dauern“, so der Techniker. „Wir müssen also täglich improvisie­ren.“ Frank Weithöners größter Schatz sind deshalb auch ein paar Schrottgeräte aus denen die Techniker ihre Ersatzteile ausbauen. Den Rest versuchen sie vor Ort zu beschaffen. „Da kommen schon einmal Bau­teile für Fernseher und Kühlschränke oder Autoersatzteile zum Einsatz“, berichtet der Medizintech­niker.

Gerade ist Fidelis Ndano, der zweite Techniker in die Werkstatt zurückgekommen. Er hat in der nahen Stadt Fahrradflicken gekauft. Damit wird er eine defekte Blutdruckmanschette reparieren, die gestern von der Entbindungsstation gebracht wurde.
„Das wichtigste ist, dass die Techniker möglichst viel Reparaturerfahrung sammeln. Denn jede Reparatur ist anders und bei jeder Reparatur stehen wir vor neuen Herausforderungen. Aber bei jeder Reparatur lernen die Kollegen auch etwas Neues. Und mit der Zeit werden sie besser und kreativer.“

Probleme bereiten auch gespendete Geräte, die oft nicht zu den hiesigen Verhältnissen passen. Viele Geräte sind zu kompliziert und zu anfällig. „Wir brauchen robuste Geräte, die zum Beispiel auch mit Stromschwankungen und Stromausfällen klar kommen. Oder die einfach zu bedienen sind“, erklärt der Medizintechniker. „Da bauen wir auch schon einmal Geräte um. Zum Beispiel unser Sterilisator: Das Gerät war nur manuell zu bedienen und verursachte immer wieder Probleme, da das Bedien­personal oft nicht anwesend war. Wir haben dann eine kleine elektronische Steuerung gebaut und jetzt funktioniert er automatisch und es treten keine Probleme mehr auf“, erzählt der Techniker.
In seinem letzten Jahr möchte Frank Weithöner die Werkstatt erweitern und auch anderen Krankenhäuser den Reparaturservice anbieten. „Die Diözese betreibt noch fünf weitere Krankenhäuser in der Region, für die wir die Reparaturen machen könnten“, erklärt der Techniker, „zu tun gäbe es mehr als genug…“
Im Kibosho-Krankenhaus am Fuße des Kilimanjaro sind inzwischen alle defekte Geräte repariert. „Wirklich alle 250 Geräte, die wir haben, sind ein­satzbereit. Von 80% Ausfallrate im Landes­mittel auf 0%“, merkt Frank Weithöner an, „darauf sind wir sehr stolz.“

Frank Weithöner betreibt auch eine Webseite speziell für Medizintechniker in Entwicklungsländern. Auf www.frankshospitalworkshop.com befinden sich nicht nur 5.000 Reparatur- und Bedienungs-anleitungen für medizinische Geräte, sondern er stellt auch seine Trainings anderen Techniker zum Selbststudium zur Verfügung.

September 2017

Seit vielen Jahren unterstützt AKO die Catholic Diocese of Moshi beim Betrieb des Kibosho Hospital. Seit Beginn der Unterstützung ist die jährliche Patientenzahl von etwa 30.000 auf 80.000 Patienten p.a. gestiegen. Sachspenden von technischem Gerät erreichen regelmäßig das Hospital. Ein immer wiederkehrendes Problem ist, dass es keine speziell für Medizintechnik ausgebildeten Fachkräfte im Land gibt. Ein Zahnarztstuhl mit all seinen Funktionen oder ein Röntgengerät können nicht von einem Elektriker repariert werden. Servicenetze der Hersteller gibt es nicht in dem Land. Auch Ersatzteile sind meist nicht zu bekommen, und wenn sind sie sehr teuer. Die Lösung hat sich nun ergeben mit Hilfe der AGEH. Die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe e.V. (AGEH) vermittelt Fachkräfte in die Entwicklungszusammenarbeit in Afrika, Asien und Lateinamerika. Als staatlich anerkannter Personaldienstleister vermitteln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AGEH qualifizierte und an christlichen Werten orientierte Fachkräfte aus Deutschland und der Europäischen Union in Projekte nach Afrika, Asien, Lateinamerika und in die Länder Mittel- und Osteuropas. Gleichzeitig unterstützen Sie den Auftraggeber bei der Suche nach Finanzierung eines solchen Einsatzes.

Seit Juli 2017 haben wir nun einen Medizintechniker aus Deutschland in Kibosho. Frank Weithöner wird drei Jahre lang Vollzeit vor Ort sein. Ziel seines Einsatzes ist es, die technische Verfügbarkeit der medizinischen Geräte im Kibosho Hospital und anderen Einrichtungen der Catholic Diocese of Moshi zu verbessern.  Dazu soll er Techniker in Medizintechnik schulen, und dies wiederum in einer Werkstatt, die er dafür einrichten wird. Zu Beginn wird er dazu Räumlichkeiten in dem gerade neu von AKO errichtetem Gebäude nutzen können. Mit Frank vor Ort werden wir prüfen, ob wir sogar einen offiziellen Lehrgang für Medizintechniker etablieren können, den wir organisatorisch an die vorhandenen Nursing School anbinden würden. Es gibt in Tansania derzeit keine Möglichkeit, Medizintechniker ausbilden zu lassen.

Der Einsatz von Frank wird zu 2/3 von einer Stiftung finanziert. AKO wird in den kommenden Jahren, sukzessiv zahlbar, einen Eigenanteil von 75.000€ aufbringen müssen. Spenden sind notwendig und willkommen.  https://www.aktionskreis-ostafrika.de/unterstuetzung/spenden/

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